Tipps für den Umgang mit schwierigen Situationen
Es gibt einige Dinge, die mir geholfen haben, und vielleicht können sie auch dir weiterhelfen. Es ist nicht immer leicht, aber mit der Zeit wird es einfacher, wenn man an ihnen festhält und sie regelmäßig anwendet.
"Ich werde nur beleidigt…"
Dieses Gefühl kenne ich sehr gut. Meine Mutter hat mich oft beleidigt: Ich sei zu nichts zu gebrauchen, eine Fehlentscheidung, zu dumm für die Welt, an manchen Tagen wünschte sie sich sogar, dass sie mich lieber abgetrieben hätte.
Wichtig: Macht euch bewusst, dass die betroffene Person vom Alkohol geleitet wird. Der Alkohol beeinflusst sie so sehr, dass sie nicht mehr Herr ihrer Worte, Gefühle und Sinne ist. Der Alkohol ist der Feind, nicht die Person selbst.
Meine Mutter definierte es als Dämon, der über ihren Körper und Geist entschieden hatte.
"Ich mache mir solche Vorwürfe, bin ich schuld, dass er/sie trinkt?"
NEIN! Definitiv nicht! Die Person hat die Entscheidung selbst getroffen, zur Flasche zu greifen, nicht du. Du trinkst nicht, du weißt, dass es in solchen Mengen falsch bzw. ungesund ist.
Ich habe lange gebraucht, um zu diesem „NEIN!“ zu kommen, weil ich dachte, ich hätte mehr tun können. Manchmal habe ich mich sogar für dumm gehalten (wie meine Mutter es sagte) und mir die Schuld am Alkoholmissbrauch gegeben. Aber hey, ich bin jetzt 35 zu diesem Zeitpunkt als ich den Artikel schreibe und keiner Sucht verfallen – das ist doch ein Beweis, dass ich nicht dumm bin!
"Was kann ich tun, damit er/sie nicht mehr trinkt?"
Ich habe versucht, meine Mutter in der Öffentlichkeit zu blamieren, aber das hat mehr geschadet als geholfen. Ich empfehle diesen Weg nicht, da er mir im Nachhinein übel genommen wurde.
Im Grunde kannst du nicht viel tun. Du kannst den Alkohol wegschütten und die betroffene Person darauf hinweisen, dass es falsch ist, aber sei vorsichtig: Achte darauf, dass sie nicht aggressiver wird. Lieber eine Pause einlegen, als ein blaues Auge zu riskieren!
Ein weiterer wichtiger Tipp: Hilfsstellen aufsuchen! Diakonie, DRK oder andere Organisationen können helfen. Spreche mit Verwandten oder engen Freunden – suche dir Unterstützung! Mache das nicht mit dir alleine aus! Du zerbrichst daran!
"Ich möchte so gern helfen, weiß aber nicht wie…"
Kein Problem. Du hilfst schon sehr, wenn du keinen Alkohol kaufst oder verschenkst (auch keine alkoholhaltigen Pralinen wie Mon Chérie zb). Du kannst dich auch an Hilfsstellen wenden oder den Austausch mit Freunden und Verwandten suchen. Es gibt viele Möglichkeiten, wie du unterstützen kannst.
"Wie kann ich verhindern, dass ich daran selbst zerbreche?"
Ich habe mich an die Musik geklammert. Heute kann ich viele Lieder auswendig, inklusive Interpret, Album und Erscheinungsjahr – fast schon ein bisschen autistisch, aber es hat mir geholfen, nicht komplett den Verstand zu verlieren.
Suche dir Aktivitäten, die dir Freude machen und dich ablenken. Gestalte zum Beispiel ein Puzzle: Drucke ein Mandala aus, male es aus, zerreiße es in Stücke und setze es später wieder zusammen. Schreibe Gedichte, lese Bücher – aber vergiss nicht, auch auf dich selbst zu achten! Es ist wichtig, etwas zu finden, das dir Spaß macht und dir gut tut. Spaziergänge helfen deiner Seele auch sehr. Nur du und die Natur. Der Klang der Umwelt kann schon eine beruhigende Wirkung auf einem haben.
"Kann ich dem allem überhaupt gerecht werden?"
Nein, du kannst nicht allem gerecht werden. Irgendetwas vernachlässigst du immer – oft bist es du selbst. Ich wollte immer meiner Mutter gerecht werden und auch allen anderen Ansprüchen (Schule, Familie) genügen. Dabei habe ich vergessen, auf mich selbst zu achten. Heute weiß ich oft gar nicht mehr, was mir gut tut, weil ich mich so sehr um andere gekümmert habe.
"Wie komme ich da bloß heraus?!"
Völlig herauskommen wirst du nie. Diese Erfahrung wird immer ein Teil von dir sein, bewusst und unbewusst. Du wirst Fragen haben, die andere, die das nicht erlebt haben, nie stellen werden. Aber du wirst auch Dinge anders sehen, mehr Dankbarkeit empfinden und nicht alles für selbstverständlich halten.
Ich bin damals geflohen, weil ich an einem Punkt war, an dem es einfach nicht mehr ging. Ich möchte jedoch betonen: Dieser Weg erfordert viel Überlegung! Flucht ist keine einfache Lösung und ist nicht für jedem etwas. Viele gehen auch damit anders um. Ich musste damals daraus. Da ich an einem Punkt war, der mich selbst an mir erschrocken war.
Und bitte: Selbstmord ist keine Option! Schaut mich an – ich lebe auch noch und habe es überstanden, und das könnt ihr auch schaffen!
Sucht euch Bekannte oder Freunde, bei denen ihr eine Weile unterkommen könnt, oder geht gemeinsam zu einer Hilfsorganisation.